Land- und Amtsgericht Bonn / Ausstellung bis Ende November 2008
Aus stattlichen Bildformate, dämmrigen, warmen Farbklangwelten kristallisieren sich stark konturierte Motive oder die, in sich geschlossene Architektur von Räumen heraus. Auffallend ist die Bandbreite von geheimnisumwoben wirkenden Gefäßen mit Deckeln, von offenen Behältnissen, Schalen und Tiegeln; sie bilden seit langer Zeit die sinnbildhaften Leitmotive oder die Visitenkarte des 1955 in Köln geborenen Vollblutmalers Andreas Rein. Jetzt animiert der in Bad Honnef lebende Kölner Meisterschüler zur lohnenden Teilnahme an einem Rundlauf, der symptomatische Highlights aus dreizehn Arbeitsjahren in eindrucksvolle Zwiegespräche verwickelt. Führend sind Auszüge aus den Werkgruppen: „Begrenzung“, „Natura Morta“, „Raum – Zeichen“ „Tempel“ oder „Kleine Ziele“.
Wuchtige, ineinander verkeilte, eherne Rechteckblöcke leiten - wie sich öffnende Vorhänge- ein ästhetisch dichtes Schauspiel ein. Bereits hier verharren die Betrachterblicke unwillkürlich in einer malerisch fesselnden Aura; deren Facettenreichtum teilt sich beispielsweise mit in der Simulierung von Patina (Oxydation, Korrosion), ebenso wie in suggestiv poetischen Licht-Schattenspielen. Die Präsenz von Zeitspuren, von Anzeichen zurückliegender Vergangenheiten erzeugt nicht nur vielerorts den Eindruck einer archaischen, antiken oder mythisch bis mystischen Bildatmosphäre. Die geometrische, architektonische, organische, teils aus dem technischen Alltag hergeleitete oder auf Fantasieschöpfungen basierende Motivwelt des vielfach ausgezeichneten Künstlers ist gleichwohl in erster Linie komplexes Spiegelbild. Es sind tiefgründige Modelle „für Sein schlechthin“, für „menschliche Beziehungen, Verhältnisse, Gefühle und Verhaltensweisen“.
Aufschlußreich sind insofern etwa Form, Struktur, Zustand und Gesamterscheinungsbild von Behältnissen, die als Solo, als Duo oder Trio in signifikanter Nähe oder Entfernung auftreten. „Innenleben“ oder „innere Fülle“ bekunden gleichermaßen breit schattierte, auf Lebenssituationen übertragbare Leerräume, die der Atmosphäre von „Ruhe, Alleinsein oder Berührung“ (Rein) aufgeladen sind. In Mauern, die faszinierende Öd- oder Brachlandschaften (Öl-, Acrylschichtungen, Teer, Terpentin, Wachs) projizieren triumphiert scheinbar ein experimentierfreudiges Malertalent. „Grenzen sind Begegnungen“, betont der, als Hochschullehrer (Wuppertal, Alanus Hochschule Alfter) engagierte Künstler.
Land- und Amtsgericht Bonn, Wilhelmstr. 21, bis Ende November. Mo – Fr 9 – 16 Uhr.
Bonner General-Anzeiger - Christina zu Mecklenburg